„Eine halbe Stunde wartete Safiya schon auf ihre beste Freundin Novalie, doch sie kam und kam nicht. Allmählich wurde Safiya ungeduldig und wollte gehen, als sie sich auf der Brücke umdrehte und einen kleinen Anhänger am Boden entdeckte. Novalies selbstgemachter spiraler Holzanhänger. Safiya hatte denselben und griff direkt an ihre Brust, wo er sich befand. Ein Schauer lief durch ihren Körper und auf Anhieb spürte sie, dass Novalie in Gefahr war. Deshalb hob sie den Anhänger auf und sah sich um.
Safiya lief vorbei an den unzähligen Schlössern, die von Liebenden und Freunden aufgehängt wurden. Sie erinnerte sich daran, wie sie einst ein Schloss mit Novalie angebracht hatte. Nun wollten sie das Prozedere zu ihrer zehnjährigen Freundschaft wiederholen.
Das junge Mädchen lief schnell weiter und erst nach der nächsten Kurve bemerkte sie, dass sie rannte. »Safiya!«, hallte es. Schnell drehte sie sich um, doch hinter ihr verschwand der Weg und alles wurde schwarz und neblig. »Novalie!«, schrie Safiya, doch es blieb still. Was sollte sie tun? Wo war sie hier? Und wo war Novalie?
Plötzlich hörte sie Vogelgezwitscher. Erst klang es weit weg, dann kam es näher und wurde immer lauter, bis Safiya plötzlich weiße Punkte sah, die rasend schnell auf sie zu kam. Vor Angst duckte sie sich und drückte sich schützend auf den Boden, während die Vögel kreischend über ihren Kopf hinwegflogen, bis erneut Stille eintrat.
Safiyas war verzweifelt und ihre Augen huschten suchend hin und her.
Die Umgebung hatte sich in ein trostloses Ödland verwandelt, auf dem unzählige Krater zu sehen waren. Als sie hinauf sah erkannte sie die Erde. War sie etwa auf dem Mond?
»Ich bekomme keine Luft«, dröhnte es in ihren Ohren. So nah, als stände Novalie direkt neben ihr, doch da war keiner.
»Novalie … was ist hier los?«, wollte Safiya wissen. Als genau in dem Moment sich das Bild vor ihren Augen erneut verzerrte und sie die Augen schloss. Der Boden ließ unter ihren Füßen nach und sie fiel ins endlose Schwarz. Safiya wollte schreien, doch ihre Stimme erstickte in den Weiten des Universums.“